Ing. Carl Hirnschrott

(01.12.1907 - 19.04.1981)




Beruf:              Beamter
Verfolgung/Haft:    Widerstandskämpfer (unentdeckt)


1927 unterbricht er seine schulische Ausbildung und leistet drei Jahre beim Österreichischen Bundesheer seinen Wehrdienst. 1930-1932 kehrt er zur HTL zurück und maturiert. Anschließend tritt er den Dienst bei der Post- und Telegraphenverwaltung an und ist im Peildienst der Funküberwachung beschäftigt.

Nach dem Anschluss wird er wegen seiner Mitgliedschaft in der christlichen Gewerkschaft und wegen seiner offenen vaterländischen Einstellung außer Dienst gestellt. Eine Hausdurchsuchung bringt aber kein Belastungsmaterial. Daraufhin wird er am 22.3.1938 wieder eingestellt, aber auf einen minderwertigen Posten im Postdienst. Am 2.1.1939 erfolgt die Versetzung nach Berlin und später nach Gumbinnen/Ostpreußen. Ab Sommer 1943 ist er im Reichspostzentralamt in Berlin eingesetzt.

In dieser Zeit hat sich eine Gruppe antinationalsozialistischer Postler zusammen mit einem größeren Kreis heimattreuer Österreicher unter der Leitung von Karl Gruber zusammengefunden, die sich antifaschistische Front [AGFA] nennt. Carl Hirnschrott wird im Herbst Leiter der Störbefehlsstelle Berlin-Beelitz, die die Aufgabe hat, deutschsprachige Sendungen der Feindmächte zu stören. Hier gelingt ihm der Austausch fanatischer deutscher Beamter durch verlässliche Österreicher. So entsteht in dieser Dienststelle ein Zentrum der Widerstandsbewegung, in das von Berlin aus auch die Störbefehlsstellen in Paris, Kopenhagen und Mailand mit einbezogen werden können.
Carl Hirnschrott übt verschiedene Tätigkeiten in der Funküberwachung und im Entstörfunkdienst aus. Er ist an verschiedenen Orten eingesetzt: in Berlin, München, Prag, Melnitz und Beelitz-Mark sowie zuletzt in Lobenstein-Thüringen. Von hier kehrt er am 17.4.1945 nach Innsbruck zurück, wo er mit Karl Gruber im Sanatorium der Kreuzschwestern zusammentrifft. Während seines Urlaubsaufenthalts in Innsbruck 1944 hat Carl Hirnschrott bereits begonnen, beim Fernmeldedienst eine Widerstandszelle aufzubauen, die er nach seiner Rückkehr 1945 mobilisiert und ausbaut. Diese Gruppe Reichspost unter seiner Führung erhält nun den Auftrag, die Fernmeldeanlagen unbeschädigt zu erhalten und einen Abhördienst aufzubauen. Er ist maßgeblich daran beteiligt, mit seinen 14 Mitarbeitern das Landhaus, die Reichspostdirektion und die Polizeidirektion in Innsbruck sowie den Rundfunksender in Aldrans noch vor dem Einmarsch der Amerikaner zu besetzen. Über den Aldranser Sender verliest Eduard Grünewald einen Aufruf, den er immer wiederholt:

" Österreicher! Tiroler! Innsbrucker! die Stunde eurer Befreiung ist gekommen. die gesamte Südfront hat kapituliert. Die alliierten Truppen stehen vor Innsbruck. Jeder weitere Widerstand wäre nicht nur zwecklos, sondern er ist ein Verbrechen an Volk und Staat . ... "

Auch wenn die gemeldete Totalkapitulation eine bewusste Falschmeldung gewesen ist, so hat dieser Aufruf nach Karl Gruber "wie eine helle Freiheitsfanfare" gewirkt. Als am Abend des 3. Mai um 22.00 Uhr der amerikanische Fernmeldeoffizier in der Postdirektion eintrifft, ist der Auftrag des Widerstands erfüllt und der Krieg vorbei.

Nach dem Krieg ist er als Präsidialbeamter bei der Post- und Telegraphenverwaltung tätig sowie ab 1948 bis zu seiner Pensionierung 1970 als Fernmeldeinspektor.